Monat: September 2015

  • Interview mit Kathryn Taylor

    Kathryn TaylorLiebe Kathryn, nachdem du bereits mit „Colours of Love“ eine Fortsetzungstory geschrieben hast, ist „Daringham Hall“ ebenfalls auf mehrere Teile ausgelegt. Würdest du grundsätzlich sagen, dass dich Fortsetzungen mehr reizen als abgeschlossen Romane? Und wenn ja, warum?
    Nein, nicht unbedingt. Ich mag schon Serien sehr gerne, einfach, weil ich es schön finde, zu bereits vertrauten Figuren zurückzukehren. Außerdem ist es beim Schreiben von fortgesetzten Geschichten schon reizvoll, dass man mehr Platz hat und tiefer in eine Geschichte einsteigen kann als das vielleicht bei Einzelbänden geht – „Daringham“ zum Beispiel hätte als Einzelband fast 1000 Seiten, da kann man schon mehr erzählen als in einem „normalen“ Buch. J Aber ich werde nicht immer Fortsetzungen schreiben, tatsächlich sind die nächsten drei Projekte alle Einzeltitel.   
    „Daringham Hall“ ist eine spannende Familiensaga mit vielen überraschende Wendungen, die mittlerweile viele LeserInnen begeistert. Wie kam es zu dieser Idee?
    Die Frage wird einem als Autor oft gestellt – und sie ist furchtbar schwer zu beantworten. Ideen kommen einem nicht zu einem bestimmten Zeitpunkt, sie liegen irgendwie in der Luft, kommen einem einfach, wenn man sie braucht. Und es ist auch nie nur eine, ein Buch besteht aus hunderten davon. Was es gibt, sind Entscheidungen. Ich wollte gerne ein Buch schreiben, das auf einem englischen Landsitz spielt, und ich wusste auch schon, dass der in East Anglia, einer sehr schönen Gegend in Südengland, nordöstlich von London, spielen sollte. Dann habe ich viel nachgedacht darüber, was das für eine Familie ist, die dort lebt, habe vieles aufgeschrieben und wieder verworfen. Man braucht immer einen Aufhänger, etwas, das die Geschichte ins Rollen bringt, und die Idee dazu kam mir, das weiß ich noch, bei einer Folge einer amerikanischen Krimiserie. Darin ging es um einen Mann, der an Amnesie litt und sich nicht an seine Vergangenheit erinnern konnte. Ich fand das sehr spannend: Wie ist man, wenn man nicht mehr weiß, wer man ist? Was bleibt übrig von den eigenen Verhaltensweisen, wenn man seine eigene Vorgeschichte nicht mehr kennt? Darüber habe ich lange gegrübelt, und am Ende ist daraus dann die Figur des Ben Sterling entstanden. Aber wie gesagt – das war nur eine Idee von vielen, die ich für den Roman brauchte, andere sind mir in anderen Situationen oder einfach durch langes Nachdenken gekommen. Am Ende hat man dann ein fertiges Gerüst für die Handlung, das man in einem Exposé festhält. Es ist so was wie meine Landkarte, mein Wegweiser. Manchmal biege ich dann zwar trotzdem noch mal anders ab oder gehe einen Umweg, der sich für mich besser anfühlt, aber im Prinzip weiß ich dann, welche Geschichte ich erzählen will. So geht das mit den Ideen.  
    Alle deine Bücher waren bisher auf der Spiegel-Bestsellerliste, mit dem zweiten Teil von „Colours of Love“ (Entblößt) hast du es sogar direkt auf den zweiten Platz geschafft. Beschreibe doch mal das Gefühl als du davon erfahren hast.
    Das war ganz irre. Der Verlag hatte mir vorher schon gesagt, dass der Roman ganz außerordentlich gut vorbestellt worden war, und man konnte auch bei den Rankings von Amazon sehen, dass der Titel stieg und stieg. Am Erscheinungstag selbst stand das Taschenbuch dort auf Platz 2, war also der zweimeistverkaufte Artikel von diesem riesigen Online-Shop, und das Ebook hatte es gleichzeitig sogar auf den ersten Platz geschafft. Okay, dachte ich, das könnte unter Umständen für die Bestsellerliste reichen (die allerdings vor allem aus den Verkäufen im stationären Buchhandel errechnet wird), aber ich habe mich nicht getraut, daran zu glauben. Schließlich war ich da noch total unbekannt. Ich dachte, ganz nach oben schaffen es nur etablierte Autoren, ich hatte wirklich keine Vorstellung, wie das alles eigentlich funktioniert. An dem Tag, als ich von der Platzierung erfuhr, kam ich nach Hause und meine Tochter hat mir die Tür aufgemacht. Ich wusste, dass mein Mann zuhause ist, aber meine Tochter meinte, er wäre im Keller – und ich sollte dringend meine Lektorin zurückrufen. „Sitzt du“, meinte die, als ich sie kurze Zeit später anrief, und dann hat sie mir gesagt, dass wir mit dem Roman auf Platz 2 eingestiegen sind. Ich war total überrascht, auch weil plötzlich neben mir ein Sektkorken knallte – mein Mann hatte nämlich vorher schon mit meiner Lektorin gesprochen und die beiden hatten verabredet, dass sie es mir sagt und er dann mit dem Sekt kommt, damit wir auf diesen Erfolg anstoßen können. Das hat diesen Moment noch besonderer gemacht, als er ohnehin schon war. Auf der Spiegel-Bestsellerliste zu stehen, und noch dazu so weit oben, das ist schon so etwas wie ein Adelsschlag für einen Autor. Es ist das, was man sich wünscht, wenn man wie ich Unterhaltungsliteratur schreibt – dass man viele Leute mit der eigenen Geschichte begeistern kann. Deshalb werde ich diesen Tag ganz sicher nie vergessen.
    War es schon immer dein Traum als Autorin zu arbeiten?
    Ja, eigentlich schon. Oder sagen wir mal so: ich wusste schon ganz früh, dass mein Beruf etwas mit Schreiben zu tun haben sollte. Das habe ich nämlich immer schon gerne gemacht. Aber Schriftstellerin ist ja kein Ausbildungsberuf, deshalb bin ich nach dem Studium erst mal Journalistin geworden und habe später freiberuflich als Übersetzerin, Werbetexterin und Lektorin gearbeitet – was ja auch alles sehr viel mit Schreiben zu tun hat. Nebenbei habe ich auch immer die Geschichten geschrieben, die mir Spaß gemacht haben – und irgendwann hatte ich dann meinen ersten Buchvertrag in der Tasche. J Inzwischen kann ich vom Bücherschreiben leben, und das ist schon ein großes Privileg – und tatsächlich mein absoluter Traumberuf.
    Sind bereits weitere Projekte geplant?
    Oh ja. Ich sitze gerade an einem Weihnachtsroman, der im September 2016 erscheinen wird, und danach schreibe ich zwei weitere Bücher, diesmal Einzeltitel, von denen der erste im Frühjahr 2017 rauskommen soll. Es werden wieder schöne, spannende Liebesgeschichten, so wie man das inzwischen von Kathryn Taylor kennt.
    Liebe Kathryn, ich danke dir ganz herzlich für dieses Interview und freue mich sehr, dass du dir Zeit genommen hast meine Fragen zu beantworten!
    © Ricarda Ohligschläger
    Autorenfoto © Kathryn Taylor

  • Paula Hawkins – Girl on the Train

    Normalerweise lese ich ja kaum Bücher, die so gehypt werden. Das ist höchstwahrscheinlich auch der Grund warum ich seinerzeit mit „Die Falle“ etwas hinterher war und einige – höchstwahrscheinlich bombastische – Bücher immer noch ungelesen im Buchregal warten.
    Allerdings konnte ich bei meinem letzten Buchhandelsbesuch nicht an „Girl on the Train“ vorbeigehen. Ich hatte bis dato nur Positives von diesem Buch gehört und mein Leseherz sagte ganz laut: Kauf es!
    Und dann lies es mich nicht mehr los. Ich las die ersten 20 Seiten und wusste genau, dass ist ein Plot, der mich umhauen wird. Ich spürte es regelrecht, dass da noch einige Wendungen auf mich warten. Kennt ihr das, wenn ihr ein Buch lest und irgendwo im Nacken Gänsehaut entsteht oder sich im Kopf Fragen breitmachen? Hawkins hat mich mit ihrem Schreibstil an einer Stelle erwischt, die ich jetzt mal den Point of no return nennen möchte. Selbst als ich das Buch nicht in der Hand hatte, hat es mich beschäftigt, weil ich unbedingt wissen wollte, wo Megan steckt und was Rachel  alles entdecken wird.
    Ab und an ging mir Rachel zwar ein bisschen auf die Nerven, weil sie sich so in gehenließ und ich ständig das Gefühl hatte sie blockiert die Auflösung. Aber dann besann ich mich wieder und erinnerte mich daran, dass dies ein Buch ist und Hawkins das alles genau so konstruiert hat.
    Das war daran nämlich das Grandiose. Für mich waren die Charaktere so realitisch, dass ich am Liebsten zu Rachel gegangen wäre, ihr die Schnapspullen weggenommen hätte und ihr mal klipp und klar gesagt hätte, dass sie sich doch bitte an den Abend erinnern soll, an dem sie blutig in der Bahnunterführung zu sich gekommen ist.
    Da die Handlung aus unterschiedlichen Sichten erzählt wird, reißt der Spannungsbogen niemals ab und ich möchte euch das Buch ans Herz legen mit der Warnung: Telefon aus, Klingel abstellen, Tee kochen, Brote schmieren und LESEN!!
    © Ricarda Ohligschläger

  • Herzenswunscherfüllung auf Umwegen

    IMG_8283Einige von euch haben ja sicherlich mitbekommen, dass ich für zehn Tage an der Ostsee war. Wir hatten ein wunderschönes Ferienhaus direkt mit Blick aufs Meer gebucht und im Gegensatz zum Wetter dieser Woche strahlenden Sonnenschein direkt dazu bekommen. Am Mittwoch besuchte mich meine liebe Kurfreundin Michaela, die ganz in der Nähe wohnt und wir haben festgestellt, dass wir uns jetzt schon 11 Jahre kennen. Es war so schön sie wiederzusehen und sie freute sich sehr auch Maite kennenlernen zu können.
    Ursprünglich war es ebenfalls angedacht von Sonntag bis Dienstag nach Hamburg zu reisen, aber wegen des angekündigten Wetters IMG_8313haben wir unser Hotel schlussendlich doch storniert und sind am Sonntag bereits in Richtung Heimat gefahren. Bei Regen in Hamburg Fotos machen? Darauf hatte ich irgendwie keine Lust und mit einem 15 Monate alten Kind im Hotel sitzen? Das kam ebenso nicht in Frage. Und die Autorin, die ich seit etlichen Jahren versuche in Hamburg zu treffen war mal wieder unterwegs. Dabei wäre es mir so wichtig gewesen sie endlich einmal kennenzulernen. Die liebe Steffi von Wolff spielt nämlich eine ganz besondere Rolle in meinem Leben. Ohne sie hätte ich im März 2011 nicht den Mut gehabt den ersten Schritt in Richtung Adipositaschirurgie zu gehen. Sie ist – und das kann ich nicht oft genug sagen – meine „Lebensretterin“.
    Hamburg fiel also aus. Am Samstag waren wir jedoch noch auf einen Sprung in Dänemark. Wir wollten ein wenig Einkaufen, irgendwo zu Mittag essen, ein bisschen am Schloss und am Hafen lang spazieren IMG_8186und dann in Richtung Ostseehof um unsere Taschen für die Heimreise zu packen. Ich machte ein paar Bilder, zwischendurch wurde Maite gefüttert und als wir uns vom Schloss entfernten, hörte ich plötzlich meinen Namen. „Ricaarda Ohligschläger“, hallte es über den Platz. Und just in diesem Moment rannte freudestrahlend Steffi von Wolff auf mich zu, mit der wir uns dann später noch in ihrem Schreibdomizil (sie befindet sich nämlich derzeit in Dänemark in (oder sagt man „auf“?)  Schreibklausur) auf einen Kaffee trafen.
    Ihr könnt euch nicht vorstellen wie perplex ich war. Sie hatte mich vom Auto aus gesehen und mich sofort erkannt. Und jetzt sagt mir bitte noch einmal jemand, dass es blöd ist auf Facebook Profilfotos zu posten. 😉
    Für mich war diese Begegnung wieder einmal mehr ein Zeichen dafür, dass alles zum rechten Zeitpunkt kommt. Und sei es ein Herzenswunsch, der sich auf Umwegen erfüllt!
    © Ricarda Ohligschläger

  • Buchempfehlung – Luisa Valentin – Ich liebe dich… und dich

    Meine Buchempfehlung für euch

    Dieses Buch habe ich mir nach einer Empfehlung meiner Freundin gekauft und muss sagen, dass es mich ein bisschen überrumpelt hat.
    Einerseits bin ich sehr angetan von der Geschichte über eine Dreiecksbeziehung, die trotz ihres ausgefallenen Plots sehr realistisch und nachvollziehbar beschrieben ist. Andererseits fehlte mir letzten Endes doch die Tiefe.
    Melanie ist seit ca. zwei Jahren mit Jonas zusammen und es wird schnell klar, dass die zwei gerne und oft miteinander schlafen. Ihre Lust aufeinander wird im Gegensatz zu anderen Pärchen nicht weniger. Auch nach der schon längst vergangenen Kennenlernphase wird das Thema Sex bei den beiden immer noch ausgiebig zelebriert. Jonas Wunsch auf einen Dreier behält Melanie im Hinterkopf und überrascht ihn mit ihrem Einverständnis sich auf einen Abend im Swingerclub einzulassen.
    Dann begegnet Melanie Tom und plötzlich fragt sich nicht nur sie, ob man mehr als eine Person lieben kann….

    „Ich liebe dich… und dich“ ist für mich ein gutes Buch über eine Dreiecksbeziehung

    …..aber es hätte ein SEHR gutes Buch werden können. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass man als Leser von einem Akt zum nächsten geschleudert wird. Der Alltag und die Konflikte einer Dreiecksbeziehung wurden dagegen viel zu schnell abgehandelt.
    Es wird zwar immer wieder kurz angesprochen, dass Melanie beispielsweise auf der Arbeit nichts über ihre wahren Gefühle zu Tom sagen darf. Doch meiner Meinung nach ist diese Heimlichtuerei im Job nur ein Bruchteil von dem, was wirklich auf einen zukommt, wenn man in so einer Beziehung lebt.

    Mehr Konflikte bitte!

    Mir hätte es irgendwie besser gefallen, wenn diese Konflikte und auch negative Kritik von außen mehr zum Vorschein gekommen wären. Wie erklärt Melanie beispielsweise ihrer Schwester, die als Nonne im Kloster lebt, ihre Beziehung!? Das hätte meiner Meinung nach viel mehr Potenzial gehabt als die Frage nach der gemeinsamen Haushaltskasse.
    Vom Schreibstil her hat mir das Buch jedoch sehr gefallen. Es war flüssig zu lesen und die kurzen Kapitel inklusive der Rückblenden sorgten für den nötigen Spannungsbogen. Den gewissen Kick an Erotik beinhaltete es ebenfalls und zwar ohne um den heißen Brei zu reden. Ich bin ganz ehrlich, dass mir so etwas mehr gefällt als blumige Umschreibungen.
    Eine Leseempfehlung gebe ich trotz meiner Kritik aber gerne!
    © Ricarda Ohligschläger