Als Mama eines Tages nicht mehr aufwachen will, beschließt Luca, lieber
niemandem etwas davon zu sagen … Wunderbar geschrieben, herzzerreißend,
tragikomisch ist diese Geschichte eines kleinen Jungen, der versucht, ganz
allein zurechtzukommen. Luca ist kaum zehn Jahre alt, aber was von Waisenhäusern
zu halten ist, weiß er genau – die kennt er aus dem Fernsehen, und da will er
auf keinen Fall hin. Deshalb beschließt er, niemandem zu sagen, dass im
Schlafzimmer seine Mutter tot im Bett liegt. Er wird schon zurechtkommen.
Schließlich ist er es gewohnt, sich um das meiste selbst zu kümmern, denn Mama
war gelegentlich ein bisschen komisch, und einen Vater hat er nicht. So gut es
geht versucht er, regelmäßig zu essen und einigermaßen sauber und ordentlich in
der Schule zu erscheinen. Eine Zeit lang läuft alles glatt, aber dann gibt es
doch ein Problem …
(Kurzbeschreibung laut amazon)
Ich bin durch eine Empfehlung im Radio auf das Buch aufmerksam geworden und wusste sofort, dass ich es unbedingt lesen muss. Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht warum eigentlich.
Lockte mich die außergewöhnliche Geschichte über ein emotionales Thema oder eher die Entwicklung der Figuren? Ich weiß es wahrlich nicht. Aber eines weiß ich: Marina Mander hat mich nicht enttäuscht.
Die Autorin hat sich mit ihrer Sprache so unglaublich intensiv in die Gefühlswelt des neunjährigen Luca eingebettet, dass ich seitenweise davon überzeugt war hier das Werk eines Jungen in den Händen zu halten.
Ihre Zeilen sind aufwühlend, von vielschichtiger Emotionalität und einem ganz feinen Gespür für die Fähigkeit Leser zu fesseln.
Mander streut Hoffnung in ihren Plot, dann wieder große Ängste und zuweilen war ich versucht in das Buch hineinzuspringen, um Luca an mich zu drücken und ihn zu trösten.
Und so intensiv dieser Roman an manchen Stellen ist, so nüchtern und reduziert ist er an anderer Stelle. Der Leser wird lange Zeit vor der erschreckenden Realität bewahrt und spürt sie doch irgendwann wie ein Donnerschlag bis tief ins Herz hinein.
Mander hat erkannt, dass man nicht immer klare Sätze schreiben muss, um Emotionen zu transportieren. Das können nur wenige Autoren. In „Meine erste Lüge“ brilliert diese Fähigkeit auf einem ganz hohen Niveau.
© Ricarda Ohligschläger