„Das Verstummen der Krähe“ ist der Kriminalroman auf den ich in diesem Sommer ganz besonders gewartet habe, denn Sabine Kornbichler zählt für mich zu den besten Krimiautorinnen Deutschlands.
Wie schön, dann auch noch den ersten Band einer neuen Serie in den Händen zu halten und zu wissen, dass man sich als Leser auf noch mehr spannende Stunden freuen kann!
Kornbichlers Serienfigur heißt Kristina Mahlo, die sich selbst als Anwältin der Toten sieht und sich mit viel Engagement um deren Hinterlassenschaften und letzte Wünsche kümmert.
So auch in ihrem aktuellen Fall, in dem es sich um das Erbe der kürzlich verstorbenen Theresa Lenhardt aus Obermenzing dreht. Die Tote hinterlässt nicht nur ein beachtliches Vermögen in Form von Wertpapieren, sondern auch Miets- und Wochenendhaus in bester Lage. Das Erbe soll in fünf gleichen Teilen unter denen im Testament genannten Personen aufgeteilt werden. Lässt sich jedoch der Verdacht der Beteiligung an der Ermordung von Konstantin Lischka nicht ausräumen, fällt das Erbe an die anderen oder – im schlimmsten Falle für alle Erben – an den Tierschutzverein.
Für die Ermordung von Konstantin Lischka wurde einst Fritz Lenhardt verurteilt – und brachte sich kurze Zeit später im Gefängnis um.
Kristina Mahlo überlegt zuerst, ob sie den Fall annehmen soll, doch dann stößt sie auf eine Verbindung zu ihrem vor Jahren verschwundenen Bruder.
Kornbichlers Plot ist so außergewöhnlich konstruiert, dass die Spannung zuweilen kaum zu ertragen ist und ich mich mehrmals gefragt habe, wie man als Autorin die vielen Fäden sortiert und zu einem so fesselnden Roman verarbeitet bekommt.
Ihre Figuren sind vielschichtig, zuweilen undurchsichtig und durch die Bildhaftigkeit des Schreibstils sehr authentisch und plastisch. Neue Erkenntnisse Mahlos entwickeln sich zum Vorteil der Spannung und lösen einen Sog aus, dem man sich nicht entziehen kann. Die Angst, dass diese Wendungen den Lesefluss stören, oder gar den Spannungsfaden kurzzeitig verlieren lassen, kann ich interessierten Lesern direkt nehmen.
Dass ich dieses Buch an einem Stück gelesen habe, ist dabei fast überflüssig zu erwähnen. Sämtliche Vermutungen über den Ausgang der Handlung werden jedoch zum Ende hin in einem beeindruckenden Finale erstickt.
Mir ist es ein Rätsel wie Sabine Kornbichler es obendrein noch geschafft hat Selbstmord, Familientragödien, Dreiecksbeziehungen und Erpressung mit in ihre Handlung einzubauen ohne, dass die Handlung zu konstruiert wirkt.
Mir bleibt schlussendlich nichts anderes übrig als mich vor diesem Schreibtalent zu verneigen, denn mich hat „Das Verstummen der Krähe“ auf ganzer Linie überzeugt und ich freue mich jetzt bereits auf ein Wiedersehen mit Kristina Mahlo.
© Ricarda Ohligschläger
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