In den frühen Morgenstunden treibt eine bizarr leuchtende Leiche im Rhein. Ein zitternder Angler gesteht Kommissar Jan Seidel, dass er den toten Mann am Haken hatte. Die beiden kannten sich. Nur ein grausamer Zufall? Und während Kommissar Jan Seidel aus Königswinter den Täter sucht, ist seine Großmutter Edith Herzberger, die rheinische Miss Marple, ihrem Enkel bereits  einen entscheidenden Schritt voraus …(Kurzbeschreibung laut www.amazon.de
Vorweg muss ich eines loswerden: Dieser Kriminalroman enthält den lebendigsten Prolog bzw. Epilog, den ich je in einem Krimi las.
Den Rhein in dieser Form darzustellen und ihm somit ein Gesicht zu geben – auf die Idee muss erst einmal einer kommen. 
Damit ist es natürlich nicht genug, denn zwischen Prolog und Epilog liegt immer noch ein Roman. Und zwar einer, der die Beschreibung düster uneingeschränkt verdient hat. Der Schreibstil ist nüchtern und schnörkellos, und konzentriert sich lediglich auf Fakten, die dem Leser Spannung und die für einen Kriminalroman nicht unwesentliche Verwirrung liefern. Schon nach kurzer Zeit fährt das Gedankenkarussell mit der Frage seine Runden, wer dann nun und warum. Drumherum konstruiert Judith Merchant ein Gerüst aus dunkler Vergangenheit, Panikattacken und heimlicher Affäre.
Ihren Figuren gibt die Autorin mehr als ein Gesicht. So neigt die überfürsorgliche Mutter zu Zwängen, die krampfhaft die heile Welt aufrecht erhalten sollen.
Allesamt sind die Charaktere gut ausgefeilt und stimmig. Amüsiert habe ich mich derweil über die Oma des Ermittlers, die mit ihrem Spürsinn im wahrsten Sinne des Wortes offene Türen einrannte.
Fazit: Ihr Schreibtalent kann Judith Merchant nicht verleugnen. Die Story ist authentisch, nachvollziehbar und bis zum Ende hin spannend. Wer einen düsteren und undurchsichtigen Kriminalroman sucht, ist mit „Loreley singt nicht mehr“ bestens bedient.
© Ricarda Ohligschläger
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