Heiligabend in Glasgow: Die fünfzehnjährige Marnie und ihre kleine Schwester Nelly haben gerade ihre toten Eltern im Garten vergraben. Niemand sonst weiß, dass sie da liegen und wie sie dahin gekommen sind. Und die Geschwister werden es niemandem sagen. Irgendwie müssen sie jetzt allein über die Runden kommen, doch allzu viel Geld verdient Marnie als Gelegenheits-Dealerin nicht. So ist es ihnen ganz recht, als ihr alter Nachbar Lennie, stadtbekannter (vermeintlicher) Perversling, sich plötzlich für sie interessiert. Lennie merkt bald, dass die Mädchen seine Hilfe brauchen. Er nimmt sich ihrer an und gibt ihnen so etwas wie ein Zuhause. Als die Leute jedoch beginnen, Fragen zu stellen, zeigen sich erste Risse in Marnies und Nellys Lügengebäude, und es kommen erschütternde Details aus ihrem Familienleben zum Vorschein, was ihre Lage nur noch komplizierter macht.
Mit schnörkelloser Präzision, großem Einfühlungsvermögen und finsterem Humor erzählt Lisa O Donnell die verstörend komische Geschichte dreier verlorener Seelen, die für sich selbst keine Verantwortung tragen können, aber füreinander bedingungslos einstehen. (Kurzbeschreibung laut amazon)
„Bienensterben“ ist die bewegende Geschichte zweier Schwestern, die unterschiedlicher nicht sein können.
Nelly spielt fabelhaft Geige und weiß definitiv sich gewählt auszudrücken. Ihre Gedanken entsprechen nicht gerade dem, was man von einem Teenager erwartet. Jungs sind ihr suspekt und Sätze wie „Er ist reizend. Ein sehr unterhaltsamer Zeitgenosse, wirklich ein feiner Kerl.“ (Seite 51, kommen ihr problemlos über die Lippen
Marnie dagegen bevorzugt eine vulgäre Sprache und ein chaotisches Liebesleben.
Eine Beziehung zu einem verheirateten Mann, Handel mit Drogen – all das gepaart mit hoher Intelligenz;  Marnie ist eine sehr interessante und vielschichtige Protagonistin.
Nelly und Marnie haben ihre Eltern im Garten vergraben und niemand darf es wissen. Doch das Leben mit Eltern war auch nicht viel freudvoller!
Drogen, Alkohol und fehlende Liebe begleiten Nelly und Marnie schon seit frühester Kindheit.
In dreierlei Erzählsträngen (Nelly, Marnie und Lennie) erfährt man durch wechselnde Blickwinkel die ganze Wahrheit, die sich hinter dem trostlosen Alltag der Hauptprotagonisten verbirgt. An Dramatik und familiären Problematiken fehlt es dabei nicht. Rückblenden und persönliche Sichtweisen machen die Story zu einer spannenden Lektüre, die wütend und doch versöhnlich stimmt.
Besonders Lennies Schicksal hat mich dabei sehr berührt. Letzten Endes ist es seiner Zuneigung und seinem Geschick zu verdanken, dass es für die beiden Schwestern einen Neuanfang gibt.
„Bienensterben“ ist insgesamt spannungsvoll, schockierend und sehr außergewöhnlich. Es ist aber auch die Geschichte zweier Mädchen, die unter allen Umständen zueinander stehen, sich Halt geben und notfalls auch zu außergewöhnlichen Mitteln greifen.
© Ricarda Ohligschläger

4 thoughts on “Lisa O´Donnell – Bienensterben

  1. Bei diesem Buch bin ich mir noch nicht sicher ob das was für mich ist, aber es muss ja auch nicht gleich sein das ich es mir gekauft habe.
    Deine Rezension reizt mich sehr, na ich schaue mal was das Christkind dieses Jahr noch so bringt.
    Lieben Gruß
    Rebecca

  2. Hallo Ricci, danke für den Artikel. Habe da schon vorgestanden, da im Podcast WDR zu Büchern Frau Westermann von diesem Buch schwärmte. War mir aber noch unsicher. Nun nicht mehr 😉 Freue mich auf unseren Podcast mit vielen neuen Tipps 😉

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